Raw Food

Philosophie

Während der Anfänge der Menschheit wurden keine erwärmten Speisen gegessen, sondern ausschließlich rohe Früchte, Knollen, Wurzeln, Pflanzen oder auch tierisches, aber roh. Auch im heutigen Tierreich findet sich kein Lebewesen, das seine Nahrung erwärmt. Die Verfechter der Rohkost sind der Meinung, dass diese Form der Ernährung die natürlichste und für den Menschen am besten geeignete Kost darstellt. Sie empfinden das Kochen, Backen oder Braten von Lebensmitteln als unnötig, zumal in diesen Verarbeitungsprozessen wichtige Nährstoffe, Vitamine, Mineralien, Enzyme, etc. zerstört werden. Die Nahrungsmittel werden dadurch leerer.

Vorgehen

Es ist ganz einfach. Die Lebensmittel dürfen nicht über 42 °C erhitzt werden. Das gilt für pflanzliche und tierische Nahrung gleichermaßen, denn nicht alle Rohköstler sind automatisch Veganer oder Vegetarier. Es gibt jedoch bestimmte Verarbeitungsprozesse, die ohne Erwärmung auskommen, so wie bspw. das Fermentieren oder kalt räuchern. Manche Rohköstler erlauben auch sonnen getrocknete Früchte in ihrem Speiseplan, ebenso, wie kaltgepresste Öle, luftgetrockneten Schinken, Trockenfleisch und Trockenfisch. Weiterhin gehören Nüsse, Samen, Wildkräuter und kaltgeschleuderter Honig auf den Speiseplan.

Formen

Bei der Urkost nach Franz Konz wird ausschließlich vegan gegessen. Die Ernährung besteht hauptsächlich aus Früchterohkost und wilden Kräutern, wie Brennnesseln, Giersch, Löwenzahn, etc.

Die Primal Diet nach Aajonus Vonderplanitz ist nicht-vegetarisch. Es werden vor allem Fleisch, Fett, frisch gepressten Gemüsesäften, Rohmilch und Rohmilchprodukten gegessen. Die Kohlenhydrataufnahme wird stark reduziert.

Bei der Instinctotherapie nach Guy-Claude Burger kann vegetarisch oder nicht-vegetarisch gegessen werden. Der Rohköstler entscheidet nach seinem Instinkt, heißt, er konsumiert die Nahrung, die für ihn gut riechend und geschmacklich ansprechend erscheint.

Bei der Rohkost Fit for Life nach Harvey und Marilyn Diamond, wird größtenteils vegan und fast nur Rohkost konsumiert. Als Getränke genügen destilliertes Wasser und frisch gepresster Orangensaft.

Die Sonnenlichtnahrung nach dem „Obstheilkunde“-Konzept des Fotografen Gustav Schlickeysen und Lichtkost nach Fritz-Albert Popp sind esoterisch ideologische Ernährungskonzepte.

Gesundheitliche Vorteile

Viele Menschen, die sich von Rohkost ernähren, berichten, dass sie sich leichter, freier und erhabener fühlen würden. Hinzu kommt das ethisch gute Gewissen, keine oder kaum Tiernahrung zu essen und damit automatisch Massentierhaltung und Medikamentenrückständen in der Nahrung entgegenzuwirken.

Rohköstler schwören außerdem auf ihre reine Haut, ihr Wohlfühlgewicht, ihren sportlichen Körper und das Verschwinden von Allergien und Heuschnupfen. Sie führen das auf die Reinigung des Körpers von Giftstoffen zurück.

Gesundheitliche Nachteile

In einer Rohkoststudie wurden über 500 Rohköstler in Deutschland begleitet und letztlich von ca 200 Personen Datensätze erfasst. Diese Versuchsgruppe musste sich mindestens zu 70 % über mindestens 12 Monate hinweg von Rohkost ernähren. Im Ergebnis verschwand bei einem Drittel der Frauen die Menstruation, 57 % aller Teilnehmer hatten Untergewicht. Die Zufuhr von den Vitaminen A, B, C, E, Folsäure, Betacarotin, Selen und Antioxidantien war überoptimal. Bei Calcium, Zink, Jod und Vitamin D wurde hingegen ein Mangel festgestellt. Die Zufuhr an Eisen war nicht ausreichend, so dass 43 % der Männer und 15 % der Frauen an Anämie litten. Aus dieser Studie kann abgeleitet werden, dass Ernährung mit Rohkost gesundheitlich nicht zu empfehlen ist.

Einige Menschen, die Raw Food essen, leiden unter Darmproblemen und Blähungen.

Neben einer hinzukommenden ideologischen Kritik spielen auch Hygieneregeln eine Rolle. Durch das Erhitzen von Nahrung werden Keime abgetötet, was bei Rohkost trotz gründlichen Spülens so nicht gewährleistet werden kann.

Fazit

Die Ernährung mit Raw Food beinhaltet eine sehr strikte Lebensweise. Es gibt nur sehr wenige Restaurants, die Raw Food anbieten. Genauso wird es schwer die Familienfeiern oder Freundeseinladungen ohne essen zu können, aufzusuchen. Die Ernährung ist dadurch nicht wirklich gesellschaftlich verträglich.

Überzeugte Rohköstler schwören jedoch auf ihren Lebensstil und ihre Beziehung zu Natur und Umwelt. Wie immer, darf jeder selbst entscheiden, was zu ihm passt. Grundsätzlich wird von Ernährungsexperten empfohlen, täglich rund fünf Portionen rohes Obst und Gemüse, ca. 650 g zu essen. Ob eine Ernährungsweise guttut, spürt man am Körper und seinem Wohlgefühl oder dem Unwohlsein. Wenn du tiefer in verschiedene Ernährungsformen oder Ernährungstrends einsteigen magst, besuche unsere Fachbuch-Auswahl. Ansonsten erscheinen auch hier regelmäßig neue Blogartikel.